WmdedgT – Dezember 2020

Was machst du eigentlich den ganzen siebenunddreißigsten Tag des reconfinement, das will Frau Brüllen auch heute wieder wissen, wie am fünften Tag jedes Monats. Nicht viel haben wir heute gemacht. Es ist kalt, ein eisiger Wind weht, und es regnet immer mal wieder. Die Hühner hatten es heute morgen gar nicht besonders eilig, bei diesem Wetter aus dem Stall zu kommen.

Die Ara mausert sich nicht, legt aber trotzdem keine Eier.

Sie mausern sich gerade ziemlich heftig, und als Folge legen sie momentan keine Eier, so dass wir schon ein paar Mal Eier kaufen mussten. So haben wir uns das nicht gedacht.

Dann gab es für uns Kaffee und für die Viecher was zu Essen, und außer den Viechern im Haus bekommen auch die Vögel draußen was. Inzwischen trauen sie sich auch wieder ins Vogelhaus. Das war nicht immer so, es gab eine Zeit, da flatterten sie nur kolibri-artig um das Haus herum, gingen aber nicht an das Futter. Ich hatte ja das Vogelhaus neu gestrichen, drei Mal insgesamt, bis die rote Farbe endlich gedeckt hatte. Und dann stand es da draußen und sah hübsch aus:

… aber niemand bediente sich am Futter. Ich wurde die Vermutung nicht los, dass das irgendwas mit der Farbe zu tun haben könnte. Nachdem tagelang nichts passierte, habe ich dann für diese dämlichen Vögel das blöde Haus die goldigen Tierchen das Vogelhäuschen nochmal bearbeitet. In der Garage hatte ich ein graues Farbspray gefunden, das so einen Stein-Effekt erzielt. Also alles nochmal abgeklebt und das Dach mit dem Zeugs besprüht. Und siehe da, bzw. siehe oben das Foto mit der Taube: Das Haus wird wieder rege benutzt. Damit ist wissenschaftlich erwiesen: Vögel haben Angst vor roter Farbe. Wer also ein Vogelhaus streichen will, sollte auf naturnahe Farben zurückgreifen, wie tannengrün, steingrau oder kackbraun.

Aber wieder zu heute: eigentlich wollte ich vormittags mit den Hunden spazierengehen, aber es brauten sich so viele graue Wolken am Himmel zusammen, dass ich Leo überzeugen konnte, dass ich mit meinen frisch geföhnten Haaren jetzt unmöglich rausgehen konnte. Lieb, wie Leo ist, ist er dann mit den Hunden gegangen. Ich habe währenddessen ein wenig saubergemacht und etwas halbherzig Advents-Deko aufgestellt. Mir ist zur Zeit überhaupt kein bißchen weihnachtlich oder adventlich zumute.

Nach ein wenig Baguette am Mittag habe ich mich an die Nähmaschine gesetzt, und Leo hat Rezepte recherchiert. Zwischendurch kam die Meldung über die Geburt eines kleinen Menschen, die uns sehr freut. Am Ende des Nachmittags war ich dran mit Spazierengehen, und was soll ich sagen – die Frisur war dann doch noch ruiniert 😂 Ekeliges Wetter.

Heute abend dann zum Ende des recht ereignislosen Tages noch was Leckeres: Erst kandierte Kirschtomaten auf Zucchini:

Und hinterher Gambas al Ajillo. Die Vampire haben keine Chance heute nacht.

Reconfinement, Tag 27

Gestern abend hat Präsident Macron wieder eine Rede zur Lage der Pandemie gehalten. Da die Zahlen der mit Covid Neuinfizierten deutlich runtergegangen sind, werden die Beschränkungen gelockert. Alle Geschäfte dürfen ab Samstag wieder öffnen, Restaurants und Bars bleiben aber weiterhin geschlossen. Der Radius von einem Kilometer vom Wohnort, in dem man bislang für eine Stunde am Tag spazierengehen, joggen oder ähnliches durfte, ist auf 20 Kilometer erweitert worden, und das für drei Stunden am Tag. Das freut uns sehr. Wenn die Zahlen weiter runtergehen, wird am 15. Dezember über weitere Lockerungen entschieden.

Diese Reden des Präsidenten sind ja schon immer recht eindrucksvoll, finde ich zumindest. Falls da jemand dran interessiert ist, hier z.B. kann man sie nochmal anschauen (nicht wundern, die ersten 45 Sekunden passiert nix, das muss wohl so). „Chacun de nous a entre ses mains une partie de la solution“ sagte er, jeder von uns hat einen Teil der Lösung in seinen eigenen Händen. Da hat er wohl recht.

Das Wetter hier ist wunderschön zur Zeit, heute war es sogar wunderschön und warm, so dass mir vormittags beim Spaziergang selbst in meiner dünnen Jacke zu warm wurde. Heute war es mal wieder schwierig, die erlaubte eine Stunde einzuhalten, weil Elly alle zwei Minuten stehenbleiben und ihre Nase in die Erde stecken musste, um Löcher zu untersuchen. Manche der Löcher sind schon älter und werden jedes Mal ein Stück tiefer gebuddelt, so dass sie in manchen fast bis zur Hälfte verschwindet:

Nachmittags war ich erst bei der Tierärztin, um was abzuholen, und anschließend nochmal beim Optiker, da ich ja mit meiner neuen Brille nicht richtig sehen kann. Die nette Optikerin hat mir viel über Astigmatismus und Myopie erzählt (in französisch – natürlich -, gut dass mir das meiste sowieso schon bekannt war), und hat einige Sehtests mit mir gemacht. Dabei kam raus, dass ich mit meiner alten Brille eigentlich sehr gut sehe. Die Gläser der neuen Brille werden nun ausgetauscht. Das kostet mich nichts zusätzlich, und ich habe praktisch auch noch ein gutes Werk damit getan, da diese Optiker-Kette alte Brillen und Brillengläser nach Afrika schickt, wo sie wohl weiterverwendet werden können.

Das Optiker-Geschäft in Pauillac liegt direkt an den Quais an der Gironde. Ich hatte zwar keinen Passierschein fürs Füße-Vertreten, aber bin trotzdem schnell mal an die Promenade gehuscht, um einen Blick auf die Gironde zu werfen. Schön ist es da, auch wenn das hier auf dem Foto nicht so wirklich rüberkommt:

Wegen der Wetterlage und der Tatsache, dass hier viel mit Holz geheizt wird, gibt es aktuell eine Erhöhung der Feinstaubwerte in unserem Département. Deshalb hat unsere Präfektin eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 70 km/h auf Landstraßen verordnet (und 90, wo sonst 110 erlaubt ist, sowie 110, wo man sonst 130 fahren darf). Als ich heute nachmittag auf der Hauptstraße Richtung Bordeaux unterwegs war, war davon nichts zu merken. Die Leute, die drängeln und rasen, sind vermutlich eh unbelehrbar. Allerdings hätte ich selbst gar nichts von der Geschwindigkeitsbegrenzung gewusst, wenn es Leo mir nicht erzählt hätte, da er es in der Zeitung gelesen hatte.

12 von 12 im November 2020

12 Bilder vom 12. Tag des Monats im Blog zeigen, darum geht es bei der Aktion 12 von 12 bei Caro. Heute denke ich mal rechtzeitig daran und hoffe, überhaupt 12 Fotos zusammenzukriegen, denn wegen des confinement erleben wir zur Zeit ja nicht so sehr viel.

Ein obligatorisches Hühnerfoto, etwas unscharf, denn es war um die Uhrzeit noch nicht so richtig hell draußen. Habe ich eigentlich schon mal meine schicke Fußbekleidung zur Benutzung im Hühnergehege gezeigt? Nein? Bitte sehr:

Dann Kaffee.

Dann wurden diese hier geöffnet:

Wir haben nämlich seit vorgestern Rolläden, oben vor den zwei Balkontüren, und unten vor zwei Fenstern. Eigentlich hatten wir ja mal vorgehabt, die alten Fensterläden aufzuarbeiten, die früher vor den alten Fenstern waren, aber den Plan haben wir inzwischen aufgegeben. Da wir aber endlich einen Kälte- und Regenschutz vor den Fenstern haben wollten, haben wir uns für diese Alu-Rolläden entschlossen. Sie werden mit Solarstrom versorgt, also brauchten keinerlei Löcher für die Bedienung gebohrt werden. Sie können, wenn man will, diverse Sachen automatisch machen, sich z.B. ab einer gewissen Temperatur und/oder wenn es dunkel wird selbsttätig schließen. Der Motor ist völlig leise, es ist fast nichts zu hören, wenn sie geöffnet oder geschlossen werden. Früher, also richtig viel früher, als ich Kind war und bei meinen Eltern wohnte, da hatten wir vor den Fenstern Holzrolläden, die manuell mit einem Gurt rauf- und runterbefördert werden mussten. Das erforderte Kraft und machte immer einen Höllenlärm, und der Gurt ribbelte im Laufe der Zeit an den Rändern auf und musste dann erneuert werden. Mal sehen, wie lange stattdessen die Elektronik in unseren Rolläden funktioniert. Ach ja, früher hieß das Schließen der Rolläden bei uns „runterlassen“ – der abendliche Standardspruch war „Haste schon runtergelassen?“

Die obere Brille auf diesem Foto habe ich mir noch in Frankfurt machen lassen, das muss so ca. 2009 gewesen sein. Dann war ich das nächste Mal 2016 hier beim Augenarzt und habe eine neue Brille bekommen, das ist die untere auf dem Foto. Wie man sieht, ein völlig anderes Modell! :-) Nein, bei gewissen Dingen mag ich nicht gerne Veränderungen. Aber jetzt! Nach viereinhalb Jahren musste ich nämlich mal wieder zum Augenarzt, da ich mit der alten Brille nicht mehr so gut sehe. Nun habe ich eine neue Brille (wobei die Sehschärfe links irgendwie nicht richtig ist; ich werde das wohl nochmal kontrollieren lassen), und dieses Mal ist das Gestell nun wirklich anders. Völlig anders, oder?

Heute nachmittag habe ich meinen Quilt aus dem Quilt-Along weiter bearbeitet. Ich habe darüber, glaube ich, schon einmal geschrieben – das ist ein Projekt von einer Nähmaschinen-Firma und einer Quilterin, das über ein Jahr läuft. Es gab jeden Monat das Muster einer Reihe, das dann von allen TeilnehmerInnen (über 6000 machen wohl mit) nachgenäht wurde. Nun ist die Endrunde eingeläutet; alle Reihen werden zusammengenäht, dann veröffentlicht jede/jeder sein Werk, und dann gewinnen drei TeilnehmerInnen eine Nähmaschine. So eine hätte ich gerne, also wenn jemand Daumen drücken will … Hier ist mein noch nicht fertiges Werk, es sind noch nicht alle Reihen zusammengenäht (das Teil ist längs auf der Hälfte zusammengeklappt, da es sonst nicht auf den Fußboden gepasst hätte):

Aus Mangel an weiteren Fotos gibt es nun drei Fotos von unserem Abendspaziergang. Der Morgendunst hat sich im Laufe des Tages völlig verzogen und das Herbswetter ist so schön zur Zeit, dass es schade ist, dass wir nur Spaziergänge im Umkreis von einem Kilometer von zuhause machen dürfen – aber das ist nun halt so:

Zum Abendessen gab’s Couscous. Sooo lecker! Und jetzt gute Nacht.

Geburtstag

“ And then one day you find ten years have got behind you … ”

Heute vor zehn Jahren, da lebten wir noch in Frankfurt, und an dem Tag habe ich hier im Blog den ersten Eintrag geschrieben, also feiern wir heute Bloggeburtstag! Zehn Jahre, eine lange Zeit – andererseits ist diese Zeit gefühlt so schnell vorbeigegangen.

Wir haben sehr viel geschafft während dieser Zeit – andererseits ist uns auch klar, dass wir manche Pläne von damals nie mehr realisieren werden. Wir waren anfangs so energiegeladen, physisch und psychisch, aber wir sind nun halt auch zehn Jahre älter. Und selbst vor zehn Jahren waren wir nicht mehr die Jüngsten :smile:

Im Rückblick würden wir einiges sicherlich nicht mehr so machen, wie wir es getan haben – andererseits ist es auch nicht so, dass wir irgendeine Entscheidung zutiefst bedauern.

Manchmal werden wir gefragt, ob wir hier nichts vermissen. Tun wir nicht, warum sollten wir, wir leben hier ja nicht im Urwald. Najagut, ich vermisse vielleicht manchmal gescheites Lakritz, denn so etwas gibt es hier nicht :m-roll: Aber selbst das ließe sich ja zur Not importieren. Nein, wir vermissen nichts, wir leben gerne hier auf dem platten Land und es geht uns recht gut.

Also: Happy Birthday, Blog! Und danke an alle, die hier mitlesen!

WmdedgT – November 2020

Was machst du eigentlich den ganzen Tag, das will Frau Brüllen am 5. Tag jedes Monats wissen. Was haben wir heute gemacht, am Tag 7 der Neuauflage des « confinement », der Ausgangssperre:

Wie nicht selten bin ich nachts wach geworden, konnte nicht wieder einschlafen und habe Gedanken hin- und hergeschoben. Als ich dann doch endlich wieder eingeschlafen war, stand Elly vor dem Bett und jammerte, weil draußen irgendwelche Jäger rumgeballert haben. (Was übrigens mit wenigen Ausnahmen verboten ist während des confinement. Aber dass das wohl nicht so wirklich respektiert werden wird, war mir klar.) Seit kurzem haben Elly und ich ein stillschweigendes Abkommen, das beinhaltet, dass sie in lebensbedrohlichen Situationen (Gewitter, Jägergeknalle, etc.) ins Bett darf. (Ansonsten ist für die Hunde Bett- und Sofaverbot, woran sie sich auch ohne Diskussionen halten.) Sie legte sich dann auch ans Fußende, stand aber wieder auf, drehte sich, legte sich wieder hin, stand auf, drehte sich … etc. Nach dem siebenundzwanzigsten Mal war ich es leid und bin aufgestanden. War eh schon fast halb acht.

Ich habe die Katzen gefüttert und die Hühner rausgelassen. Heute durften sie allerdings nicht in den Gemüsegarten, sondern mussten in ihrem Gehege bleiben, da wir in den letzten Tagen so gut wie keine bis gar keine Eier gefunden und vermutet hatten, dass die Hühner die Eier irgendwo im Gemüsegarten im Gebüsch verstecken. Daher blieb die Tür zu:

Eh! Aufmachen!

Nachdem ich ein paar Schritte gegangen war, hörte ich Gekreische und Geflattere, drehte mich um und sah die kleine Ara hinter mir. Offensichtlich war sie über das Tor geflogen. Kein Wunder eigentlich, denn sie wird von den anderen ständig gedisst. Sie durfte dann im Gemüsegarten bleiben und hatte ihn ganz für sich alleine.

Nach dem Hunde-Füttern habe ich Kram am PC abgearbeitet. Und eine Mail geschrieben, an ein Paket-Liefer-Unternehmen. Ich hatte am 23. Oktober Kontaktlinsen bestellt. Normalerweise dauert die Lieferung vier bis fünf Tage. In der Sendungsverfolgung sah ich heute morgen den gleichen Status wie bereits drei mal vorher, „Prise en charge de votre colis sur notre site logistique de BORDEAUX.“ Was passiert da? Wird das Paket jeden Tag einmal ums Gebäude getragen und dann wieder eingescannt und ins Regal gepackt? Täglich grüßt das Murmeltier? Mal sehen, wann ich eine Antwort bekomme. Die automatisierte Bestätigung meiner Mail hat „nur“ fünf Stunden gedauert. Lustigerweise steht oben auf der Seite der Paketverfolgung „Ein Paket verfolgen – nichts einfacher als das“.

Nichts leichter als das.

Währenddessen war Leo mit den Hunden unterwegs. Mittags haben wir ein wenig gegessen, und ich war anschließend an der Nähmaschine. Es ist ja so ein Luxus, dass ich jetzt unten im „neuen“ Zimmer den großen Tisch dafür habe.

Luxus-Nähtisch

Die französische Anti-Covid-App gibt es in einer neuen Version. Man kann jetzt direkt aus der App heraus einen „Passierschein“ erstellen, und die Daten bleiben sogar auf dem Telefon gespeichert. Das heißt, man muss nicht jedesmal erst die Brille suchen, dann mühselig Namen, Geburtsdatum, Ort, Anschrift, Datum und Uhrzeit eintippen. An Tagen wie diesen kann ich mich sogar über solche Kleinigkeiten freuen.

À propos Covid: Gestern war ich beim Augenarzt (nach langem Überlegen, ob das wirklich jetzt sein muss, Infektionsrisiko etc., aber ich hatte den Termin schonmal verlegt und brauche eine neue Brille), der fragte, ob es in Deutschland die gleichen Restriktionen gäbe wie hier in Frankreich. Ich sagte nein, in D sind die Einschränkungen nicht so stark wie hier, und er beklagte, dass Frankreichs Wirtschaft wohl sehr große Schäden erleiden würde. Hm. Ist es nicht weniger schlimm, wenn die Wirtschaft Schäden erleidet, als wenn die Menschen Schäden erleiden? Als ich Leo das erzählte, meinte er, ich hätte wohl das Prinzip des Kapitalismus nicht verstanden.

Hinterher war ich noch beim Optiker und kurz zum Einkaufen. Die Supermärkte dürfen nur „Lebensnotwendiges“ verkaufen, daher sind die Abteilungen mit Nicht-Lebensnotwendigem abgesperrt:

Heute abend habe ich dann noch mit den Hunden eine Runde gedreht. Das Wetter ist ganz schön, aber recht kalt.

Unser Kakibaum hat in diesem Jahr so viele Früchte wie noch nie vorher:

Gegenüber von unserer Einfahrt liegt seit Tagen ein halb abgerissenes Kabel – Strom? Telefon? Scheint niemanden sonderlich zu interessieren:

Gleich gibt es noch irgendwas mit Lachs, es duftet schon sehr lecker. Und dann gute Nacht. Mal sehen, wie gut.